…es sei denn, er heißt Jan Fleischhauer und schreibt auf Spiegel Online. Ja, hier stand lange nichts mehr von diesem verwirrten Geisterbeschwörer der Reaktion.
Warum nicht?
Das hat – vom Mangel an Zeit abgesehen – viel mit einem Leserbrief vom Derek Jefferson, der bei der Opalkatze auftauchte, zu tun. Nicht, daß mich der Mut verlies: Es war eher die Einsicht, daß es eine Klientel gibt, die man spielend leicht am laufenden Bande wiederlegen kann (oder die die Realität einholt, während sie noch an ihren Schmierereien sitzt, wie bei Fleischhauer so oft) und die sich einen Teufel darum scheeren, das sie gerade wieder Abseits gepfiffen wurden. Falsche Zahlen? Aus dem Zusammenhang gerissene Argumente? Oder einfach nur unbegabt gelogen? Was scheert mich mein Geschwätz von gestern!
Da wirft er der „Linken“ gerade noch die angebliche instrumentalisierung der Opfer Fukushimas vor, während er kurz darauf Leichenfledderei im Zusammenhang mit den Toten der Ehec-Infektion betreibt. Eben noch einen der geistigen Vater des Euthanisieprogramms der Nazis als Begründung für ein verschärftes Jugendstrafrechts ins Rennen gebracht und kurz darauf der Versuch, den Begriff des Rechtspopulisten zu verharmlosen.
Das alles kann man hundert Mal widerlegen, seine Widersprüche aufzeigen oder ihm die vollkommene Abwesenheit von Moral vorwerfen; umsonst! Er gleicht einem Trinker am Stammtisch nachts um 2 Uhr – der Wirt will schon seit Stunden den Laden dichtmachen, aber da sitzt noch einer, der seine ebenso besoffenen Kumpels um sich geschart hat und erzählt. Immer dieselbe Geschichte! Und immer noch einen drauf! Das hässliche Lachen der anderen spornt ihn noch mehr an: Noch eine lüttche Lage! Los, Herr Wirt: Bier und Schnaps! Jetzt gehts auf die Linken. Und die Grünen. Und alle alle, die der benebelte Kopf sich ausdenkt, angespornt vom sinnlosen Gegröhle seiner Zuhörer. Ja, da ist einer, der endlich mal sagt, wie das ist! Heute kann man es ja wieder sagen! Angst? Die Kneipe ist schon zu, die abgeschlossene Türe wird nur geöffnet, wenn einer weg will, sich draußen am nächsten Baum erbricht – besser dort, als auf dem Klo, was irgend jemand reinigen muß. Kein erleuchtetes Schild „ Erwins Bierquelle“ mehr und auch die Lichter an den Tischen gedimmt. Wir haben keine Angst… nur vielleicht davor, das die Sonne aufgeht und der Wirt uns entgültig rausschmeißt. Diesem Moment, wo der Strom von Alkohol versiegt und man torkelnd nach einem Taxi schreit. „Was habe ich da gerade gesagt?“ Egal… nächste Woche gibts wieder Stammtisch. Da sind dann wieder die, die einem zuhören und nicht nachfragen. Da sitzt er dann wieder, da, wo es so heimelig ungewaschen riecht, die Zigaretten, der Dunst von billigem Fusel und verschüttetem Bier. „Habt ihr schon gehört? Die neue Ministerin ist Türke!!“
Na, dann kommt man alle zusammen! Jan erzählt eine neue Geschichte – immer feste druff! Gebt ihm man noch einen Kurzen und dann legt er los! Der muß es wissen: Der Kerl hat sogar schon mal ein Buch geschrieben!
Nein, für heute Nacht ist Schluß! Erwin hat die Faxen dicke! Die Bettelei hat ein Ende. Kein Bier mehr! „Ja, ich schreibe es dir auf den Deckel, Jan. Bezahl nächste Woche – ich weiß ja, daß Du und deinesgleichen immer wieder kommen!“ Ekelhaft, aber gut fürs Geschäft. Das hat der Wirt Erwin schon genau kalkuliert: Jan zahlt nie, aber seine Freunde saufen Erwins Existenz zusammen.
Die Tür ist nun endgültig geschlossen, die Lichter gelöscht. Während einer von denen schwankend in ein gepflegtes Beet pisst, schaltet ein Taxifahrer mit „Migrationshintergrund“ im Vorbeifahren das gelbe Licht auf seinem Auto aus und fährt schnell weiter. Besser, auf ein wenig Geld zu verzichten, als das Gestammel der Betrunkenen und die Kotze auf der Fußmatte.
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Zugreifen! Das Werk verdient es und die Neuauflage ist gelungen.Für die Autisten des Internets
Das kleine Trollhandbuch. Für all diejenigen, für die es keine Meinungen, sondern nur Wahrheiten gibt. Schade, daß sie des Lesens und Schreibens unkundig sind. Den anderen sei es als kurzweilige Lektüre ans Herz gelegt.
Demokratie ist zutiefst undemokratisch
Und einen passenden taz-Beitrag gibt es auch dazu
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Sehr schön geschriebenes Bild 🙂
Kalte Wut, lieber Emil: Kalte Wut!
Und Ekel
Mit Wut und Ekel hätte ich nicht so vollendet formulieren können.
Chapeau!
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