Agateophobia. Die Angst vor Geisteskrankheiten. Cherophobie, die Angst vor Fröhlichkeit. Was es alles gibt… Wie lautet die Phobie am Morgen einen RSS-Reader zu starten? In der Schrottpresse ist es Liferea in der Version 1.10.17. Kollegen gaben zu bedenken, daß es wohl auch besseres gäbe, wobei die Beschreibungen der Features anderer Reader nichts am eigentlichen Problem eines solchen Programms an sich ändern würden.
Es ist diese Art Unerbittlichkeit, mit der einem Neuigkeiten an den Kopf geworfen werden. Man wünscht sich beinahe die Rückkehr von Microsoft-Dialogen: Möchten Sie diese Nachricht wirklich lesen? Oder ein Schwachsinnsfilter, das wenigstens die gröbsten Unwahrheiten aussortiert.
Sort out your content by names: Boris Reitschuster, Stefan Aust, Jan Fleischhauer und abhängig von der Gemütslage, Temperatur des Kaffees und Wetterlage noch den einen oder anderen mehr.
»Klimawandel: Regierung gibt zwei Drittel der deutschen Skigebiete verloren.«
»Nur eines von zehn Skigebieten in Alpen und Mittelgebirgen wird künftig schneesicher sein.«
Höhere Mathematik à la Bundesregierung. Im Kleingedruckten erscheint dann das Wort Klimawandel. Wie auch der Begriff Krieg leidet es unter Scoptophobie, der Angst gesehen zu werden. So offensichtlich kann ein Ding gar nicht sein, daß es den Regulatoren der Besinnlichkeit nicht zum Opfer fallen würde. Wer wie der Chefredakteur der Schrottpresse seine Jugend vor mehr als 50 Jahren an der Nordseeküste verbrachte und morgens durch knietiefen (umgerechnet hüfttiefen) Schnee zum Holzstapel hinter dem Haus laufen mußte… Damals begann man den Ausbau deutscher Skigebiete im industriellen Maßstab – irgendwann hätte man eigentlich stutzig werden können.
Und da ist es wieder, das verstörende Prinzip im Kapitalismus: Die sicher Erwartung, daß irgend jemand mit einer grandiosen neuen Idee kommt und rettet. Größere Schneekanonen zum Beispiel, Ski mit Rädern oder einer Renaissance der Höhlenmalerei als Breitensport. Die Polkappen schmelzen? Höchste Zeit für die neue Generation von Sessel-Liften mit freiem W-Lan-Zugang.
Den Klimawandel verschlafen: Für diese Art des Tiefschlafes hat die Medizin eine treffende Formulierung gefunden. Exitus.
Wie heißt doch gleich die Phobie vor Anerkennung von Tatsachen? Sophophobie wäre die Angst vorm Lernen.
Dazu paßt dann auch die Feststellung, daß sich immer weniger Deutsche einen Neuwagen leisten können. Christof Vieweg stellt diese wenig erstaunliche Erkenntnis auf zeit.de fest. Der neue Durchschnittspreis für einen Blechsarg liegt aktuell bei 28.590 Euro. Die deutsche Rentenversicherung berechnet auf Basis von Daten des statistischen Bundesamtes das durchschnittliche Jahresgehalt aller Versicherten für 2015 mit einem Betrag von 34.999 Euro. 34.999€ – 28.590€ = 6409€ für den Rest der Einkäufe eines Jahres. Eine Milchmädchenrechnung? Selbstverständlich! Da fehlen ja noch die Kosten für Benzin, Versicherung und Verschleißteile. Genau so wie die Feststellung, daß das Gehalt eines Bankmanagers, der eventuell das 75fache des Durchschnitts bekommt, diese Statistik massiv verfälscht.
Lösung? Die Hersteller verkaufen ihre Neuwagen an sich selber, um die Zulassungs-Statistik vorzeigbar zu machen. Darauf muß man erst einmal kommen. Dentophobie: Angst vor dem Zahnarzt, der einem diesen Zahn der Realitätsverleugnung ziehen könnte.
Nein, das sind alles keine elementaren Erkenntnisse, zugegeben. Erst ihr ungestörtes Nebeneinander im RSS-Feader macht sie verstörend.
Peter Kleinert, Redakteur und Herausgeber der Neuen Rheinischen Zeitung, ist gestorben. Einer von denen, der auf seine Weise gegen subventionierte Skigebiete und geschönte Gehaltsstatistiken kämpfte. Kein Eleutherophobie, der Angst vor der Freiheit, sondern ein Kämpfer genau dafür. Genau wie Roger Willemsen – unterschiedlicher konnten die Wege nicht sein. Die ersten Hetzschriften sind online, bevor die Sargdeckel geschlossen wurden.
Die Angst vor dem Wissen, der Erkenntnis, die Gnosiophobie, treibt dabei die eigenartigsten Blüten. Die daran Leidenden haben darin die Formel für ewiges Leben entdeckt. Keinen Standpunkt, aber eine Meinung. Das Internet vergisst nichts? Auf der Suche nach Aufbewahrenswertem.
Der News-Aggregator ist nicht das geeignete Instrument, dieser Wegweiser ins Land der Gnome. Die Generation Ausrufezeichen stammelt sich ihre Zusammenhänge. Man diffamiert (Neudeutsch: Watcht) eine Friedensdemonstration anstatt sich zu beteiligen. Keraunothentophobie – Angst vor herabstürzenden Satelliten – könnte eine der Ursachen sein, viel mehr Substantielles ist dem hysterischen Geschrei nicht zu entnehmen. Da ist jemand gestorben? Zu seinen Lebzeiten reichte die Größe nicht einmal, um das Bein zu heben. Zeit, das niedere Zähneknischen Tat werden zu lassen, Mark Elliot Zuckerberg stellt das passende Freigehege. Schlecht, wenn der Feind noch lebt. »Kann #Varoufakis Europa retten?” Welche Droge hat Euren kritischen (?) Verstand benebelt? .@Aluhut_fuer_Ken.« Jutta Ditfurth benutzt das Wort Verstand. Der Neid schwangerer Mütter auf der Entbindungsstation, wenn eine von ihnen zuerst… Und sie sind alle so schwanger!
Genug, genug! Anatidaephobie – die Angst, von Enten beobachtet zu werden – treibt einen zurück in die Stille. Die Enten, die den See von Facebook und Twitter bevölkern… Köpfchen unters Wasser, Schwänzchen in überschaubare Höh’. Erektile dysfunktion.
Kaum fällt der Name Ditfurth oder Demonstration für Frieden kann man sich erhöhtem Trollniederschläge nicht erwehren. Man kann ja gegen WordPress sagen was man will, aber
das Spamfilterdie Sickergrube funktioniert ziemlich gut.Darauf einen Rocca Rubia Carignano del Sulcis, 2012 von Santadi. Ich möchte nicht behaupten, daß der Korem gegen ihn verliert, aber…
Doch, in bestimmter Hinsicht schon! Nicht ein Hauch dieser Fettleibigkeit, viel schlanker, mehr auf den Punkt. Kein aufdringliches Holzstapel-Barrique, zurückhaltend, eine schöne Balance. Ein wunderschöner Beeren-Duft und Schokolade im Mund, ziemlich großes Kino. Der
könntemacht meinem Lieblings-schlechte-Laune-Wein Korem ernsthaft Konkurrenz .Eine unbedingte Empfehlung! Braucht viel Luft zum atmen.
Ich auch.
Nicht zu vergessen: “pluviophob” …
Ach, vielen Dank 🙂
Da hätte ich auch noch…
Jammerthal.
Der Nachtwind durch die Luken pfeift,
Und auf dem Dachstublager
Zwei arme Seelen gebettet sind;
Sie schauen so blaß und mager.
Die eine arme Seele spricht:
Umschling mich mit deinen Armen,
An meinen Mund drück’ fest deinen Mund,
Ich will an dir erwarmen.
Die andere arme Seele spricht:
Wenn ich in dein Auge sehe,
Verschwindet mein Elend, der Hunger, der Frost
Und all’ mein Erdenwehe.
Sie küßten sich viel, sie weinten noch mehr,
Sie drückten sich seufzend die Hände,
Sie lachten manchmal und sangen sogar,
Und sie verstummten am Ende.
Am Morgen kam der Commissär,
Und mit ihm kam ein braver
Chirurgus, welcher constatirt
Den Tod der beiden Cadaver.
Die strenge Witt’rung, erklärte er,
Mit Magenleere vereinigt,
Hat Beider Ableben verursacht, sie hat
Zum Mindesten solches beschleunigt.
Wenn Fröste eintreten, setzt’ er hinzu,
Sei höchst nothwendig Verwahrung
Durch wollene Decken; er empfahl
Gleichfalls gesunde Nahrung.
Heinrich Heine
Willemsen tot, Schweiger lebt. Kleinert gegangen – aber Gundula Gause ist unverwüstlich. Die Wüsten und die Werbepausen wachsen – Skigebiete und kluge Interviews verschwinden. Und dann pflanzt du mir noch gefühlte siebzig neue Ängste in die Birne!
Ich stoße mit Karl’s Liter vom Weingut Seckler an (nur echt mit dem Apostroph) und freue mich über das Textgeschenk.
https://edelfeda.files.wordpress.com/2016/02/famous.jpg
Das hat Andy Bonetti, äh War-Hole mir schon bei meiner Geburt versprochen. Aber im Amtsblättchen der Verbandsgemeinde Stromberg tauche ich vermutlich erst bei meinem Ableben auf. Und ob das für 15 Minuten reicht … vom Rum gar nicht zu sprechen.
Gibt es auch so viele Bezeichnungen für Furor? Eher nicht. Furor ist finanziell nicht so interessant für die Beängstigungsindustrie – oder heißt das Verängstigungsindustrie?
Die rheinische Zeitung, eine gute Zeitung. Gern gekuckt.(Ich benutze hier Horst-Janssensche-Verstärkungsform)
Nun noch etwas Furor.
https://www.youtube.com/watch?v=5kFPc-lIrkI
Mit dieser Frau hätte gerne jeden Abend Ehekrach. Die Porzellanindustrie würde aufblühen.
einen hätt’ ich noch:
oh herr, lass’ mich
an diesem kelch
niemals vorüber geh’n
ich will ihn doch
nur einmal noch
zur neige gehen seh’n
lass’ mich noch einmal
an ihm schnuppern
den bitter’n trank
den düstern’ rausch
genießen
UND JETZT ALLE:
hahl-dolullja
hahl-dolullja
haldolullja
haldolullja
hal-dohoh-luhl-jah
@Lügenfraktion @Lügenseiten #querfront #Wahnwichtel #Putinversteher @Lügenken @Lügendehm
#Embargo-Gemüse
Twitter am Morgen!
Aber das eine oder andere bleibt dann ja doch immer hängen: Flassbeck über die schwierige Rolle der Gewerkschaften, ein liebevoller Nachruf von Evelyn Hecht-Galinski an Peter Kleinert und für die, die es noch nicht gesehen haben, Tilo Jung
https://www.youtube.com/watch?v=pivhDJ6KNR8